Freitag, 1. August 2014

Mit der richtigen Führung ...




Führen: sanft und einfühlsam wie bei einem zerbrechlichen Schmetterling, denn die Nase des Pferdes spürt schon einen kleinen Windhauch



Es gibt solche und solche Pferde – die einen folgen wie ein Hund „bei Fuß“, die anderen haben nur Augen und Ohren für die Umgebung und ganz besonders für das saftige grüne Gras. Hast Du den ersten Pferdetyp, ist der Umgang recht einfach. Manchmal muss man sich doch mal umdrehen, wenn die Nase im Gras steckt, aber meist kann man sich der Umgebung widmen und das Pferd folgt dem Strick. Der zweite Typ ist eine ständige Herausforderung und eine Art Krafttraining für den Arm mit Reaktionstest. Manchmal führt dann das Pferd den Menschen – zum Gras halt eben. Die Hufe werden dahin gesetzt wo es gerade genehm ist, auch mal auf den Menschenfuß. Oder der Zweibeiner wird einfach beiseite geschoben.
Es bedarf eines Umdenkens, wenn man solch ein Pferd besitzt:
Das zuerst beschriebene Pferd ist z.B. eins, das keine starke Führung braucht
oder ein sanftes Wesen hat. Es verzeiht Dir, wenn Du nicht ganz bei der Sache bist, an die Arbeit, Familie o.ä. denkst oder mal energieloser bist. Das ein oder andere ist vielleicht auch so gut erzogen.
Aber darauf kommt es an. Jedes Pferd kann derart „einfach“ geführt werden – wenn Du bereit bist, Deine Konzentration und Aufmerksamkeit dem Pferd zu schenken, dass es von Dir eine wirkliche Führung erhält. Wie geht das?
Ein wichtiger Punkt ist die Motivation des Pferdes. Wenn es keine Motivation hat, mit Dir Zeit und Weg zu teilen, wird es schwer, seine Aufmerksamkeit zu behalten.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die klare und eindeutige Kommunikation. Deine Körpersprache und eingesetzten Worte müssen gleich bleiben für die jeweils geforderte Reaktion. Wenn Du ein Signal einführst und die richtige Reaktion vom Pferd bekommst, kann es mit sofortigem Lob lernen, was Du erwartest. Dieses Signal bekommt das Pferd immer wieder dann, wenn Du diese Reaktion erwartest. Wichtig ist Deine Konzentration, dass Du den Zeitpunkt nicht verpasst.

Verständlicher wird es an einem Beispiel.
Du gehst mit Deinem Pferd spazieren, an grünen Gräsern und duftenden Blumen vorbei. Das Pferd wird Dich fragen, ob es fressen darf. Merkst Du das nicht, wird es den Kopf hindrehen und sich in die Richtung bewegen, je nach Pferd auch mit viel Nachdruck. Ein „Nein“ sagt dem Pferd es soll nicht fressen. Eine geschlossene Hand am Seil verhindert das Wegdrehen. Wenn Du neben dem Pferd läufst und das Seil locker in der Hand hast, wird es eine Veränderung der Spannung merken, je mehr Du sie gezielt einsetzt. So lernt das Pferd auf Deine möglichst schnelle Reaktion mit „Nein“ oder „Pass auf“ bei Dir zu bleiben. Nämlich im Moment, wo es mit den Ohren anzeigt, dass nicht mehr Du seine volle Aufmerksamkeit hast und der Kopf sich wegdreht, reagierst Du.
Das Seil liegt locker in der leicht offenen Hand. So kannst Du mit dem Schließen der Hand bereits Aufmerksamkeit fordern oder ggf. mit leichten Ruck am Seil (wenn es auf die ersten sanften Hinweise nicht reagiert). Je konsequenter Du bist umso mehr wird Dein Pferd auf Deine Antwort warten und nur fressen, wenn es Dein „Ja“ bekommt. Denn das gibst Du ihm gezielt als Belohnung. Deine Körpersprache, Worte und Handzeichen können dem Pferd alles sagen, was es braucht, um entspannt neben Dir zu laufen, statt Dich von einem Halm zum nächsten zu ziehen. Du musst nur auf jede seiner Reaktionen schnell Antworten. Du kannst dem Pferd beibringen auf leichtes Zeichen hin den Kopf zu senken, anzutraben, Abstand zu halten, durchzuparieren und auch aufzuhören zu fressen. Was es braucht ist eine konsequente Haltung Deinerseits und Lob zum richtigen Zeitpunkt.
Auch wenn es schön ist, mit dem Pferd zu entspannen, den Stress des Alltags hinter sich zu lassen, sind wir es dem Pferd schuldig, unsere möglichst volle Aufmerksamkeit und Konzentration auf das Miteinander zu lenken und zu behalten. Denn zu strafen, weil das Pferd frisst, ist nicht sein Fehler. Der Mensch hat den Zeitpunkt der Antwort verpasst oder gar nicht die Frage mitbekommen.
Das Pferd macht immer alles richtig.

Die Ausschlaggebenden Worte sind wie in der Kindererziehung:
- Transparenz und klare Kommunikation (klare und immer wiederkehrende Zeichen/Worte und Handlungen nicht aus Emotionen heraus)
- Grenzen (setzen und immer einhalten, nicht heute so und morgen so)
- Konsequenz in der Haltung, Handlung, Kommunikation und loben nicht vergessen


Viel Spaß beim Grasen!



___________________________________________________________________________________
Artikel zum Weiterlesen:

Führ-Parcours Teil 4 - Körpersprache und Freiheit

von Pferdefreunde: "Warum ein Pferd führen gar nicht so einfach ist"
und für die Grundlagen: "Führungskraft erlernen - richtiges und sicheres Führen..."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen