Dienstag, 18. März 2014

Schritt Reiten – Schritt Fühlen



Reiten ist mehr als auf einem sich bewegenden Lebewesen zu sitzen und es mit den sogenannten „Hilfen“ zu kommandieren oder befehlen. Ein Pferd ist keine Maschine. Und der Reiter sollte kein Dresseur sein.
Wenn man wissen möchte, was Reiten ist, sollte man nach dem Ziel des Reitens suchen. Das Ziel hierbei sind jedoch nicht Turniere, besonders hoch zu springen oder besondere Kunststückchen vorführen zu können. Das Ziel ist eine feine Verbindung – eine sanfte und „geflüsterte“ Kommunikation. Warum?
Ohne Verbindung gibt es kein Miteinander. Nur eine von beiden Seiten angestrebte Verbindung, also etwas Gemeinsam zu tun, ist die Grundlage für Resultate. Ist die „Verbindung“ nur von einer Seite sozusagen aufgestülpt, kann sie mit einem Joch, mit Zwang verglichen werden. Die Voraussetzung ist, dass sich beide Parteien für das Miteinander entscheiden können (sollen).
Das ist nicht einfach. Denn wir Reiter haben leider zu schnell ein Ziel vor Augen, was wir, wenn wir zum Stall gehen/fahren erreichen wollen, auch wenn unser Pferd gerade heute genau das vielleicht nicht will. Hier kommt die sanfte und „geflüsterte“ Kommunikation ins Spiel. Solange wir Fragen und auf Antworten warten – ja und sie zulassen – räumen wir dem Pferd ein Mitspracherecht ein. Es darf auch „Nein“ sagen. Ein Nein höre ich natürlich nur, wenn ich selbst nicht „schreie“. Deshalb sollte das oberste Ziel sein, sich so zu verständigen, dass ich nicht laut, kraftvoll oder mit Gewalt spreche – meine „Hilfen“ gebe. Dabei kann ich nämlich sehr schlecht eine Antwort wahrnehmen. Denn das Pferd schreit sehr selten. Wenn es das mal sollte, hat der Mensch das Nachsehen.
Und Reiten ist Reflexion. Wer es zulässt hat mit dem Partner Pferd einen tollen Gegenüber, mit dem er an sich arbeiten kann. „Nothing is as caracterbuilding as training horses.“ (Marijke de Jong)

Um Schritt zu reiten – und das möglichst losgelassen, denn das ist auch das Ziel fürs Pferd – muss zuerst ich etwas für meine Beweglichkeit, Lockerheit und Fitness tun.
Ein Gefühl für Takt und Rhythmus ist von Vorteil. Ansonsten muss ich mir eingestehen, dass ein paar Reitstunden, um diese zu erlernen und zu verinnerlichen, nicht zu meinem Schaden sind. Denn Reiten sollte auch heißen, das Pferd so wenig wie möglich zu stören und aus seiner Balance zu bringen. Balance ist ein anderes weitreichendes Thema. Das Pferd kann nur dann so geritten werden, dass es möglichst lange gesund bleibt, wenn der Reiter ihm hilft, seine Balance zu finden und zu halten auf geraden und gebogenen Linien und in allen Gangarten – ohne und mit Reiter. Wer das vergisst oder übergeht schadet seinem Pferd.

Der Schritt ist ein Vier-Takt. Vier Hufe berühren nacheinander den Boden. Ja, das klappert so schön auf der Straße :)