Sonntag, 6. Oktober 2013

Fragen und Wege - Teil 4 - Friederike Heidenhof

"Situationen in der täglichen Arbeit mit dem Pferd und Antworten verschiedener Ausbilder."


Frage:


"Mein Pferd verkriecht sich schnell hinter der Senkrechten und wenn ich es mit dem Zügel zu Stellung oder Nachgeben animieren möchte, nickt es nur nach unten hinten in Richtung Brust. Wie erreiche ich oder mit welchen Übungen kann ich meinem Pferd helfen, mehr Vertrauen zum Gebiss zu bekommen und sich nach vorwärts-abwärts zu strecken. Wie wichtig ist die "Anlehnung" oder ein Kontakt mit dem Zügel in der Ausbildung bei Pferden, die kein Vertrauen zum Gebiss haben. Mit welcher Übung wird meine Hand gefühlvoller."


Antwort:

(von Friederike Heidenhof, Co-Autorin von Uta Gräf)



„Das Verkriechen des Pferdes ist ein Problem, das nicht beiseite geschoben werden darf, weil die ganze weitere Ausbildung darauf aufbaut, dass das Pferd die Anlehung an die Reiterhand sucht. Werden junge Pferde mit zu viel Handeinwirkung geritten entzieht sich das Pferd dieser unangenehmen Einwirkung, in dem es sich „aufrollt“. Schon junge Pferde sollte es erlaubt sein,
die Hand zu suchen, ohne gleich „durchgestellt“ zu werden, auch wenn sie sich einmal kurz herausheben wollen. Das ist weniger schlimm, als das Verkriechen. Hat sich das Pferd einmal dieses Verkriechen angewöhnt, ist es notwendig, dass ein behutsamer Reiter das Vertrauen in die Hand wiedergewinnt. Dies kann ein langwieriger Prozess über Wochen und Monate sein. Dazu sollte der Reiter das Pferd immer „zur Hand“ hin reiten. Das heißt, der treibende Impuls wird von der Hand „in Empfang“ genommen und der Reiter bietet eine sehr feine Verbindung an. Ganz wichtig ist, dass der Reiter darauf achtet, dass die Verbindung immer leicht vorhanden ist, der Zügel sollte nicht durchhängen. Das Vorwärtsreiten ist eine ganz wichtige Grundvoraussetzung: fleißig, aber nicht eilig.Als Übungen empfehlen sich Übergänge und Tempounterschiede. Also beispielsweise Trab-Schritt-Übergänge, aber ohne mit der Hand nach rückwärts einzuwirken. Auch das Zulegen im Galopp hilft, das Pferd an die Hand zu reiten. Das Reiten mit wechselnder Aufrichtung hilft ebenfalls: nach mehr Aufrichtung sollte das Pferd wieder die Zügel aus der Hand kauen dürfen. Dazu im Trab (Leichttraben) dem Pferd so lange den Weg in die Tiefe und an die Hand zeigen, bis es unten nach dem Gebiss sucht. Der Umgewöhnungs-Prozess muss kontinuierlich erfolgen. Reitet zwischendurch wieder jemand, der es anders macht, kann die Mühe vom Vortag gleich wieder vergebens sein. Deshalb: guter Beritt und guter Unterricht helfen hier unbedingt weiter!“





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Artikel zum Weiterlesen:

Fragen und Wege - Teil 1
Fragen und Wege - Teil 2
Fragen und Wege - Teil 3

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